top of page

Lehrpfad
Schwarzer Turm

Willkommen auf dem steilsten Lehrpfad in
Tschechien. Auf dem Weg zum Ziel müssen Sie eine Menge Stufen und eine beträchtliche Überhöhung überwinden. Unterwegs erwarten Sie 6 Stationen, an denen Sie etwas über die Geschichte des bekanntesten Klattauer Baudenkmals erfahren können.

Tmavá betonová zeď
cernavez_1.png

I.
Station

Entstehung des Turmes

In der Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörte Klattau zu den reichsten Städten im Königreich Böhmen. Es fehlte da jedoch eine repräsentative Dominante. 1547 beauftragte man mit dem
Bau eines Wächterturmes Meister Anton (wahrscheinlich italienischer Herkunft),
der den steinernen Bauteil 1555 beendete. Klattauer Meister Piťha kragte den Dachstuhl 1557 aus. Das Dach war kupfern, oben befand sich eine Windfahne in Form eines Bogenschützen mit gespanntem Bogen und Pfeil.

Der Turm wurde zum wichtigen Bestandteil des Wehrsystems und der Feuerwehrsicherung der Stadt.

Breite der Basis: 9,88 m × 10,57 m
Höhe des Aussichtsumgangs: 48 m Gesamthöhe: 81,6 m
Breite des Mauerwerks im Erdgeschoß 3 m, im höchsten Geschoß 2,7 m

Unter Ihnen befindet sich die mittelalterliche Folterkammer.

Die Verhöre führte der Stadtrichter, der dem Henker Befehle erteilte. An der Exekution beteiligten sich zwei Stadträte als Zeugen und der Stadtschreiber, der den Verhör in die sog. Achtbücher eintrug. Alle kamen in die Folterkammer durch eine Sondertür aus dem Gerichtssaal im Rathaus.

Häftlinge wurden vom Henker und seinen Gehilfen aus dem Kerker durch eine andere Tür gebracht, der Zugang war unter der steinernen Treppe verborgen, die Sie gerade bestiegen.

Peinliches Recht benutzte man nur in sehr ernsten Fällen, in denen Todesstrafe drohte (Mord, Raub, Brandstiftung...), und wenn sich der Angeklagte nicht bekennen wollte.

Wenn du unseren Turm besteigen willst, brauchst du Kraft in Beinen. Wenn du dazu auch den Kopf beschäftigst, bringst du eine echt gute Leistung. Die Lösungen findest du erst oben. Vergiss nicht, die Stufen zu zählen, bis hierher waren es 43.

Was befindet sich unter dir in dem ersten Turmgeschoß?


Löse das Buchstabenrätsel: MERTERKAMFOL

Lösung gefunden? Also los zu der nächsten Station. Es erwarten dich nur noch 19 Stufen.

zarovka.png

1. Aufgabe

Tmavá betonová zeď
cernavez2.png

Geschichte des Turmes
und seine unterschiedlichen Gestalten

II.
Station

Die Stadt Klattau wurde im Laufe der Jahrhunderte wiederholt von weiträumigen Bränden heimgesucht, die vollständig sein Aussehen veränderten. Das Aussehen des Wächterturmes änderte sich auch.

Der ursprüngliche Dachstuhl wurde während des Stadtbrandes 1579 vernichtet. In zwei Jahren wurde ein neuer erbaut, der jedoch nicht so kostspielig war.
Er wurde nur mit weißem Blech beschlagen.

Wiederum verbrannte der Dachstuhl 1615. Das neue Dach wurde wegen Geldmangel bloß mit Schindeln bedeckt.

1689 wurde die ganze Stadt wieder durch einen Brand vernichtet, also auch der Turmdachstuhl. Zur Instandsetzung kam es erst 1727. Der Dachstuhl wurde im Vergleich zu dem ursprünglichen um vier Klafter, d.h. um 7 Meter, erhöht. Es gab hier eine vergoldete Kuppel mit einer Windfahne, auf der sich ein vergoldeter Adler befand.

Der Turm brannte 1758 erneut nieder. Vier Jahre später wurde er instand gesetzt.

Der letzte Brand vernichtete den Turmdachstuhl 1810. Der Turm bekam dann eine neue Gestalt mit zwei runden, jedoch lediglich mit Schindeln bedeckten Kuppeln.

1854 wurde ein sehr schlechter Zustand des Dachstuhls festgestellt, und es war eine totale Instandsetzung notwendig. Von drei vorgelegten Entwürfen wählten die Stadträte solche Dachform, die dem ursprünglichen Aussehen am nächsten kam, d.h. eine schlanke Pyramide mit vier Türmchen.

Am 26. Oktober 1870 traf den Böhmerwald ein verheerender Sturm, der den ganzen Dachstuhl hinunterstieß (die Fallstelle ist im Marktplatzpflaster markiert). Neues Dach wurde 1872 gefertigt.

1966 wurde Totalinstandsetzung
des Dachs durchgeführt, 1976 folgte Gesamtinstandsetzung des Steinbaus – das Mauerwerk wurde durch Ankerstangen verfestigt, gefugt, einige Steine ausgewechselt.

2. Aufgabe

Ergänze die richtigen Zahlen in die Reihe und du bekommst das Jahr, in dem der Turmbau begonnen wurde:


5, 10, ?, 20, 25, 30 • 2, ?, 8, 16, 32, 64 • 13, 11, 9, ?, 5, 3, 1

Bis zur nächsten Station sind es 64 Stufen. Schau dir die Uhr unterwegs gut an, die Aufgabe findest du eine Etage höher.

zarovka.png
Tmavá betonová zeď
cernavez3.png

III.
Station

Turmuhr

Der prunkvolle Turm musste doch auch eine Uhr haben. So bekam er die sog. altböhmische Uhr, auch Vierundzwanziger genannt, bei der das Zifferblatt 24 Teile hatte. Die Uhr hatte nur einen Zeiger, der angab, wie viel Zeit bis zum Sonnenuntergang, der damals für den Anfang des neuen Tages gehalten wurde, bleibt. Die Uhrzeit wurde vom Zymbal in der Turmspitze geschlagen.

Der heutige Vierundzwanziger wurde 1899 nach der Zeichnung des Klattauer Historikers Ferdinand Vaněk gefertigt. Es handelt sich um ein dekoriertes Viereck, 435 × 435 cm groß, in der Mitte befinden sich die Stadtwappen der Stadt Klattau.

Das neue Uhrwerk wurde vom Klattauer Mechaniker Johann Boschek hergestellt. In den Turm wurde es 1855 gebracht und es funktioniert bis heute. Seine Maße sind: Breite 208 cm, Höhe 49 cm, Tiefe 71 cm. Das Pendel ist 167 cm lang.

Schwarze quadratische Zifferblätter der Turmuhr sind 426 cm × 426 cm groß, die Zeiger sind 380 cm und 360 cm lang. Sie funktionieren so, wie es bis Ende des 19. Jahrhunderts üblich war – der längere zeigt Stunden, der kürzere Minuten.

Die Turmuhr schlägt Viertelstunden auf das kleinere, in der Turmspitze hängende Bronzezymbal, die vollen Stunden schlägt zuerst eine Hammer auf die Glocke, danach ertönt dieselbe Schlagzahl auf das größere Zymbal in der Turmspitze.

Den Uhrantrieb sichern vier steinerne Gewichte. Es war nötig, einmal täglich die Uhr mit der Hand aufzuziehen, und zwar bis 2004. Dann wurde ein Aufziehautomat installiert.

Diese Uhr – die Turmuhr – ist ein bisschen anders. Erkennst du, wie spät es ist? Vergiss nicht, dass hier der große Zeiger die Stunden anzeigt.

Und jetzt tief durchatmen und weiter steigen! Bis zur nächsten Aufgabe erwarten dich 23 Stufen.

3. Aufgabe

zarovka.png
cerna_vez-16_edited.jpg
Tmavá betonová zeď
cerna_vez4.png

IV.
Station

Glocke

Die heutige Glocke ist die vierte in der Reihe, vorherige Glocken zerschmolzen während der Turmbrände. Die Glocke goss im Jahr 1759 der italienische Glockengießer Peter Antonius Jacomini aus Passau in der Erde im Hof des anliegenden Jesuitenkollegiums. Die Glocke bekam denselben Namen wie die vorherige– Bartholomäus Andreas, im Volksmund der Klattauer Vondra genannt.

Die Glocke hatte eine sehr bewegte Geschichte, mehr dazu erfahren Sie unter www.klatovsti-zvonici.mzf.cz (Webseite der Klattauer Glöckner).

Die Glocke Vondra gehört zu den 20 größten Glocken in der Tschechischen Republik. Sie hat einen sehr tiefen Ton, der Schlagton entspricht kleinem fis.

Gewicht der Glocke: 3 915 kg
Gewicht des Herzens: 131 kg
Unterer Durchmesser der Glocke im Kranz: 195 cm

Höhe der Glocke: 145 cm, mit Krone 180 cm

Diese große Glocke läutet man lediglich mit der Hand. Das Läuten führte der Turmwächter mit seinen Gehilfen durch.

Die Hauptaufgabe der Glocke war es, die Stadtbewohner vor dem sich nähernden Feind und vor dem Feuer zu warnen. Die Gefahr wurde mit Schlägen des Herzens auf die stehende Glocke angekündigt, das hieß Stürmen.

Die Glocke läutete bei wichtigen religiösen und weltlichen Feiern, aber auch bei bedeutenden Begräbnissen.

In der sozialistischen Zeit wurde die Glocke nicht benutzt.

1990 traf sich eine Gruppe Klattauer Schwärmer zusammen, dank denen die Glocke wieder ertönte, und ihr Klang bis heute in der Umgebung erschallt. Regelmäßig läutet man 8 mal im Jahr während bedeutender kirchlichen und Staatsfeiertagen.

Die Glocke wird aus einem Metallgemisch hergestellt, es heißt Glockenbronze. Aus welchen Elementen besteht es? Kupfer und Zink, Kupfer und Zinn oder Eisen und Kohlenstoff?

Tun dir deine Beine weh? Halte noch aus, bald bist du am Ziel!
Nur noch 77 Stufen erwarten dich, die sind aber echt anspruchsvoll!

4. Aufgabe

zarovka.png
Tmavá betonová zeď
cernavez_5.png

V.
Station

Was der Besucher nicht sehen kann

5. Aufgabe

zarovka.png

Und nun bist du oben! Wie viele Stufen musstest du besteigen? In welche Seehöhe? Das musst du selbst rechnen. Am Turmeingang ist die Seehöhe 412 m. In welcher Seehöhe bist du jetzt? Das Turmbild wird dir helfen.

Im Nebenraum warten auf dich richtige Antworten und noch die letzte Aufgabe.

Tmavá betonová zeď
cernavez_6.png

VI.
Station

Turmwächter

Zu den wichtigsten Pflichten des Turmwächters gehörte der Wachdienst. Er bewachte die Stadt und ihre nächste Umgebung und warnte
die Bewohner, wenn sich ein Feind näherte oder wenn es irgendwo brannte.

Falls der Turmwächter oder sein Gehilfe Feuer erblickten, signalisierten sie es mit Glockenschlägen, gleichzeitig hängten
sie am Tag ein Fähnlein, in der Nacht eine leuchtende Laterne an jener Turmseite, wo sie das Feuer bemerkten. Der Turmwächter stand
in Verbindung mit der Stadtwachstube mittels des sog. Fernsprechers, seit 1877 mittels Telefon.

Der Wächter war verpflichtet, den Wachdienst bei Tag und Nacht zu halten. Nachts war seine Pflicht, jede Stunde in alle vier Himmelsrichtungen ein Signal zu trompeten, damit es sicher war, dass er seinen Dienst erfüllt. Die Zeitdauer des Signals änderte sich im Laufe der Jahrhunderte, aber es gehörte zu der Stadt, und für die Stadtbewohner bedeutete es: „Ihr könnt ruhig schlafen, ich wache!“

Einen wichtigen Bestandteil des Turmes bildete die Stube des Turmwächters. Auf der Fläche von nicht einmal 15 m2 lebte er mit seiner ganzen Familie. Während 400 Jahre wechselte hier eine ganze Reihe von Wächtern. Über einige haben wir Informationen, einige sind in Vergessenheit geraten.

In den Jahren 1901–1932 diente als Turmwächter Herr Antonín Kubík, der hier mit seiner Frau ihre 6 Kinder erzog.

1932 wurde er Rentner, und den Dienst übernahm sein Sohn Antonín. Der übte den Wachdienst bis 1963 aus. Jeden Tag trompetete er das Signal von 22 Uhr bis 1 Uhr in der Nacht. Er trompetete es so, wie er es von seinem Vater hörte, dieser hörte es wiederum von seinem Vorgänger. Als

er in die Rente ging, fehlte den Stadtbewohnern der Trompetenlaut. Antonín schuf eine Tonbandaufnahme, und das Trompeten erklang vom Turm erneut. Die Melodie ertönt bis heute, sie stammt jedoch aus dem Jahr 2004 und wurde von einem anderen Trompeter aufgenommen.

Wievielmal täglich trompetete der Turmwächter das Signal, wenn er von 10 Uhr abends bis 1 Uhr nach der Mitternacht jede Stunde immer in alle Himmelsrichtungen trompetete?

6. Aufgabe

zarovka.png
Tmavá betonová zeď

Geschichte des Turmes in Daten

16. Jahrhundert

 

  • 1547 Baubeginn

  • 1557 Steinbau beendet, Umgang in der Höhe 45,5m

  • 1557 Dachstuhl gefertigt, Glocke aufgehängt

  • 1579 Stadtbrand, Turm brannte Neider, Glocke zerschmolz

  • 1581 neuer Dachstuhl verfertigt

  • 1583 neue Glocke aufgehängt

17. Jahrhundert

  • 1615 beim Stadtbrand Turmdachstuhl vernichtet

  • 1679 Glocke Andreas Bartholomäus (im Volksmund Vondra) eingeweiht

  • 1689 Stadtbrand, Turmdachstuhl vernichtet

18. Jahrhundert

 

  • 1727 neuer Dachstuhl mit zwei Kuppeln

  • 1758 ganzer Turm brannte nieder, Glocke zerschmolz

  • 1759 neue Glocke aufgehängt, als Andreas Bartholomäus (Vondra) eingeweiht

  • 1762 neuer Dachstuhl

19. Jahrhundert

  • 1810 Dachstuhl durch Brand vernichtet

  • 1811 neuer Dachstuhl mit zwei Kuppeln

  • 1854 Erhöhung des Steinbaus wegen der Uhreinbau – Umgang in der Höhe 48m

  • 1855 neuer Dachstuhl – schlanke Pyramide, 4 kleine Ecktürme über dem Umgang 

  • 1870 ganzer Turmdachstuhl stürzte beim Sturm

  • 1872 neuer Dachstuhl in vorheriger Form

20. Jahrhundert

  • 1904 neue Zifferblätter der Uhr

  • 1938 Bersten der Glocke 

  • 1940 Glocke abgenommen, instand gesetzt, wieder aufgehäng

  • 1942 Auswechslung der beim starken Wind beschädigten Wetterfahne ausgewechselt

  • 1965 Instandsetzung des Dachstuhls, neue Bedachung

  • 1976 Instandsetzung des Mauerwerks, der Turmuhr und der Uhr

21. Jahrhundert

  • 2004 Aufziehautomat des Uhrwerkesinstalliert

Tmavá betonová zeď

Lösungen der Aufgaben

zarovka.png

1. Aufgabe

Löse das Buchstabenrätsel: MERTERKAMFOL

Lösung: Folterkammer

2. Aufgabe

Wann wurde der Turmbau begonnen?

Řešení: 1547

 

3. Aufgabe

Welche Uhrzeit zeigt die Uhr?

Lösung: 12 Uhr 10 Minuten

 

4. Aufgabe

Woraus besteht Glockenbronze?

Lösung: 78 % Kupfer und 22 % Zinn

 

5. Aufgabe

In welcher Seehöhe bist du jetzt?

Lösung: 460 m ü. M.

 

6. Aufgabe

Wievielmal täglich trompetete der Turmwächter das Signal?

Lösung: 16 mal

Also, hast du alles richtig beantwortet?Super. Jetzt bleibt es nur noch festzustellen, wie weit du von umserem Turm sehen kannst!

KLATOVY.png

Texte: Jiřina Adámková

Grafik: Lukáš Dio

Zeichnungen: Jaroslava Papežová

Foto: Karel Nováček, Jiří Strašek, Klatovští zvoníci, MKS Klatovy, archiv rodiny Kubíkovy

Übersetzung: Gabriela Kaňáková, Pavel Koura, Šárka Lesná

Projektkoordinator: Milada Čermáková

 

Danksagung

Státní okresní archiv Klatovy, Vlastivědné muzeum Dr. Hostaše Klatovy, Klatovští zvoníci 

bottom of page